Aktuell

Texte
neue und ältere…

Mehr als 1000 Gedichte und Lieder habe ich im Laufe meines Dichter- und Komponisten-Lebens geschrieben. Manchmal mehr Tagebuch ähnlich, in Kurzform, dann eine Geschichte. Manches hautnah erlebt, gehört und gelesen oder auch phantasiert – zusammengeführt.
Immer war da am Anfang eine innere Berührung…

Hier nun eine Auswahl neuer und älterer Texte:

LEBENSFREUDE

Meine Jahre, sie vergehen,
Das Ende ist schon abzusehn.
Wieviel bleibt mir frag ich manchmal,
Weiß nicht, wann werd ich gehn.

Meine Zeit ist eingeschrieben,
Im Buch des Lebens steht sie drin,
Dass ich sie teile mit den Lieben,
Mit denen ich verbunden bin.

Und ich will Lachen, Lebensfreude
Tief in meinem Herzen spüren.
Keine Zeit an Trübsal, Streit,
An schwere Gedanken verlieren.
Und ich will dankbar sein für‘s Leben
Bis zum letzten Atemzug.
Will keine Zeit mehr verlieren,
Hab von Lebensfreude nie genug.

Die Sonnenstrahlen mich berühren,
Die Morgenfrische in der Luft,
Der Tag bricht an, will mich verführen,
Hinaus, hinaus er lockt und ruft.

Ich seh die jungen Hunde springen,
Verspielt und voller Lebenslust.
Im Baume hör ich Vögel singen,
Ich stimme ein aus voller Brust.

Ich will Lachen, Lebensfreude
Tief in meinem Herzen spüren.
Keine Zeit an Trübsal, Streit,
An schwere Gedanken verlieren.
Und ich will dankbar sein für‘s Leben
Bis zum letzten Atemzug.
Will keine Zeit mehr verlieren,
Hab von Lebensfreude nie genug.

Ich seh die Knospe einer Rose,
Ein kleines Wunder da geschieht.
Vor meinen Augen sie sich öffnet,
Mit zartem Duft ist sie erblüht.

Und ich sitz am großen Fluss,
Schau den Schiffen hinterher,
Ich lass mich mit ihm treiben,
Habe keine Eile mehr.

Copyright © Hans-Werner Brun, 2018

HOCHZEITSLIED – ICH WÜNSCHE EUCH

Ich wünsche Euch ein gutes Leben
Freunde, Freude, ganz viel Glück.
Ich hoff’ Ihr schaut in spätren Jahren
Zufrieden auf die Zeit zurück.

Ein Regenbogen braucht den Regen
Und er braucht den Sonnenschein.
Es ist gut andren zu geben,
Und gut auch zu sich selbst zu sein.

Nicht immer einfach ist das Leben,
Verschließt Ihr Euch bleibt Ihr allein.
Nur nach Bewunderung und Reichtum streben
Befriedigt nicht das inn‘re Sein.

Und lasst berühren Euch im Herzen,
Gebt der Erde Euer Gewicht.
Durchwandert Freuden und auch Schmerzen,
Und seid ein strahlend helles Licht.

Fühlt Euch beschützt an allen Tagen,
Hat seinen Sinn, dass Ihr auf dieser Erde seid.
Hoffnung und Mut soll Euch durchs Leben tragen,
Die Liebe sei mit Euch alle Zeit.

Copyright © Hans-Werner Brun, 2022

DER EWIGE KREISLAUF

Ich hab damit nicht gerechnet, aus heiterem Himmel,
Mit meinem Freund geht‘s zu Ende, es ist soweit.
Sein Herz will nicht mehr, der Körper will schlafen,
Er hat das Ticket gelöst im Boot zur Ewigkeit.

Am Telefon die Nachricht, er hat den Kampf verloren
Und ging am frühen Vormittag.
Ne Achterbahn der Gefühle, mein Enkel wurd gestern geboren,
Der kleine Wurm, nackt und bloß in meinen Armen lag.

Und in meinem Herz ist der Schmerz, sind die Tränen, ist die Trauer,
Auf der anderen Seite die Freude, das Glück.
So nah beieinander, kaum auszuhalten,
Doch das Leben will weiter, schaut nach vorn, nicht zurück.

So hautnah erleb‘ ich den ewigen Kreislauf
Von geboren werden und am End‘ wieder gehn.
Und ich freu mich schon darauf mein Enkelkind
Zu begleiten und es aufwachsen zu sehn.

Ich werde meinen Freund im Herzen behalten,
Trag sein Bild in mir, bis ich selbst gehen muss.
Bis auch mein Körper flüstert: „Ich kann nicht mehr“
Und der Bootsmann bringt mich ans andere Ufer vom Fluss.

Bin nicht verlor‘n, nicht allein auf dieser Erde,
Gehöre dazu, zu allem Leben hier.
Bin ein Teil der Natur, verbunden mit Allen,
Teile das Schicksal mit Pflanzen, Bäumen, jedem Tier.

Es tröstet zu wissen, nichts ist umsonst, geht verloren,
Ich will das Leben genießen, immer wieder blühen sehn.
Und immer wieder wird neues Leben geboren,
Der ewige Kreislauf – zu Leben ist schön.

Copyright © Hans-Werner Brun, 2020

ACH SPARGELSTECHERFRAU

Im Hügelfeld in Reih und Glied,
Als weißes Gold vor Orte,
Da wachs ich, wenn’s im Frühjahr blüht,
Ich bin von bester Sorte.
Wenn’s warm wird, werd ich drängelich,
Ich halt‘s nicht länger aus,
Ich mach ein Schuss und strecke
Den Kopf zum Himmel raus.

Morgens früh, wenn‘s frisch ist,
Da kommen sie schon an.
Sie sprechen fremde Sprachen,
10 Frauen und ein Mann.
Die Sonne wärmt, ich werd verrückt,
Ich sehe junges Fleisch –
Doch kaum habe ich aufgeblickt,
Da stechen sie mich gleich.

Ach Spargelstecherfrau,
Ich seh Dein Unterbau.
Komm mach uns schnell bekannt,
Nimm mich in Deine Hand!
Ach Spargelstecherfrau,
Mein Kopf wird rot, dann blau.
Drück mich an Deine Brust
Und schon erwacht die Lust.

Sie legt mich ganz schnell fort,
Ich land‘ im Holzspannkorb.
Ich krieg ein Haltungsschaden,
Doch bald werd ich verladen.
Gewaschen werd ich und sortiert,
So mancher seinen Kopf verliert.
Danach beginnt die Reise,
In Kisten portionsweise.

Jetzt dürfen wir uns freuen,
Wir kommen an den Mann.
Zum Supermarkt, Holzbude,
Fährt uns der Laster dann.
Es gibt verschied’ne Sorten,
Weiß, grün und Köpfe blau,
Lange Dünne oder Dicke,
Verkauft die Spargelfrau.

Sie hat so zarte Hände,
Ob ich mich bei ihr trau?,
Heiße Blicke ich ihr sende,
Noch einmal werd ich blau.
Ich verschwind in einer Tüte,
Land‘ auf dem Küchenbrett
Und später auf dem Teller,
Mit einem Schweinskotelett.

Genüsslich schwärmt der Schlemmer,
Sein Herz hüpft in der Brust,
Mit feiner Soße Hollandais
Die reinste Gaumenlust.“
Er lobt in höchsten Tönen
Mein Fleisch, mein Körperbau.
Doch ich schwärme noch halb verdaut
Nur von der Spargelfrau.

Ach schöne Spargelfrau,
Ich seh Dein Unterbau.
Komm mach uns schnell bekannt,
Nimm mich in Deine Hand!
Ach schöne Spargelfrau,
Mein Kopf wird rot, dann blau.
Drück mich an Deine Brust
Und schon erwacht die Lust.

Copyright © Hans-Werner Brun, 2006

FRÜHLINGSZAUBER

So gerne denke ich zurück an diesen Zauber,
Der zarten Blüte erster Zweisamkeit.
Im Frühling, auch, wenn sich erwärmt die Erde,
Kommt diese Kraft, liegt in der Luft, alles bereit.

Ein treiben, sprießen, Knospen bringen Blüten,
Und Blätter rollen sich zum Himmel auf.
Und Gräser, Blumen in die Höhe schießen,
Es grünt und blüht und nimmt nun seinen Lauf.

Was zwitschern all die Vögel, gurren Tauben,
Die weitgereisten fliegen ein aus fernem Land.
Und Störche komm‘n zurück, es ist kaum zu glauben,
Ein Paar, das seinen Weg hierher jetzt fand.

Das Winterfell von Tier‘n verliert sich wieder,
Unruhig erspüren sie die Frühlingskraft.
Ein stürmen über Wiesen, springen hoch und nieder,
So ungestüm, sie stehen voll im Saft.

Und erste Blumen locken schon mit ihren Farben,
Ein helles Gelb, ein tiefes Blau und weiße Pracht.
Kann mich nicht satt sehn, all die bunten Gaben,
Träume vom roten Mohn in dieser Sternennacht.

Ach, jedes Jahr kommt dieser Zauber wieder,
Entsteht dies wunderbare Schauspiel der Natur.
Wie gerne stimm ich ein mit Liebeslieder –
Und denk an Frühlingszauber nur.

Copyright © Hans-Werner Brun, 1998

SCHEUE PFERDE

In der Frühe kommen leise scheue Pferde,
Zwischen Hügel, wo die weißen Zelte sind.
Wachsam im feuchten Gras weidet die Herde,
Die Mähnen wehen leicht im Morgenwind.

Noch liegt die Dämmrung auf den Zelten,
An Gestängen flattern Farben hoch im Wind.
Ein leises Rascheln schreckt die schnellen Pferde,
Die Hufe fliehn, wo keine Menschen sind.

Auch ich flieh heute vor den Menschen,
Die Füße federn leicht auf weichem Gras.
Und folg dem Fluss, an seinem weiten Bette,
Zum Strande hin, wo ich mich nieder lass.

Und finde unter hohen starken Bäumen
Die Wurzeln, Tiefe, unsichtbares Glück.
Dann kommen Geister, Hüter dieser Erde
Und teil‘n im Traume ihre Botschaft mit.

Wir sind ein Teil vom großen Ganzen,
Zum Herrschen sind wir nicht gemacht.
Zu nehmen von der Erde, Tieren, Pflanzen,
Das soll geschehn in Liebe und in Acht.

Zuviel der Bodenschätze wir genommen,
Die Erde aus dem Gleichgewicht gebracht.
Sie dreht nicht mehr im Einklang mit der Sonne,
Zerstört wird sie, durch Menschen Hand gemacht.

Noch ist es Zeit, die Erde zu erhalten,
Noch leben wir, die Augen zu, wie blind.
Denken, dass wir alles kontrollieren,
Wir auf Erden doch die Größten sind.

So stark und schön fliehn die wilden Pferde,
Ich seh sie in der Ferne weiter ziehn.
Am Himmel treiben dunkle, schwere Wolken,
Begleiten mich zu weißen Zelten hin.

Und in der Frühe kommen leise scheue Pferde,
Zwischen Hügel, wo die weißen Zelte sind.
Wachsam im feuchten Gras weidet die Herde,
Die Mähnen wehen leicht im Morgenwind.

Copyright © Hans-Werner Brun, 1997

ACH WIE SCHEE

Im Aldersheim zur Himmelspforte sitze drei, die sin gespannt,
Heit soll er kumme, nur zur Probe, der junge Mann macht sich bekannt.
Heit kost des nix, drum sitzt die Lisbeth, Irmgard, Hedi, visavie,
Dem Visagist, jetzt gejeüber, er nennt sisch Marco de Genie.

Er biet oh, er kimmt jetzt öfters, aus sieht der, wie schun gelift,
Un er versprischt, das er bei alle drei die besondre Schönheit trifft.
Isch bin ach so schee, segt die Lisbeth, weils umsonst is werds probiert,
Ach wenn ihrn Heimschadde, de Emil, sich do drüwwer eschoviert.

De junge Mann, er packt de Koffer aus, fängt oh mit dem Gesischt,
Mit Creme un soine zarte Finger, er alle Widerstände brischt.
Vun de Lisbeth kummt en Seufzer, entspannt liegt se vor ihm do,
Un sie haucht zum Marco ganz verzückt, kennt isch des öfters hoo.

Ach wie schee, des isse Gefiihl, des kenne se mache bis moije friih,
Ach wie schee, des isse Gefiihl, es kribbelt mer runner, bis zu de Knie.
Doo aan derre Stell jetzt nochmoo, ihre Fingerscher, geb isch misch hie,
Ach wie schee, des isse Gefiihl, mache se weider bis moije friih.

De scheeene Marco macht en Kußmund un er säuselt, jungi Fraa,
Wenn isch Zeit hätt, dät isch misch traue, mir beide wärn e scheenes Paar.
Do seggt die Lisbeth mache se weider, so scheene Sache hör isch gern,
Komme se nägschde Woch zu mer wider, sie kenne moin 2. Schadde wern.

Un er zieht die Augebraue, un er schwingt de Lippestift,
Un er hoot diverse Pröbscher, un e Flasch die Wuneer versprischt.
Diskret entfernt er Nase Haare, gibt charmant so manschen Rat,
Un rasiert, wenn mer debei sin, ach mo kurz de Damebart.

Do seggt die Irmgard doch zur Hedi, isch hab misch jo so erschreckt,
Daß sisch hinner deinem Bart, so eh schee Gesischt versteckt.
Un kokett seggt se zum Marco, des wie die Hedi will isch aa,
Dann mascht Du fer misch de Romeo, isch fer disch die Julia.

Marco strahlt un packt soin Koffer, un seggt Tschüß, mer sehn uns dann,
Doo liegt moi Vistekart, wenn se misch brauche, rufe se aan.
Do haucht die Lisbeth, Irmgard, Hedi einstimmisch: Bleibe se doo,
Des is so schee, des scheene Gefiihl, des misse mir jetzt öfters hoo.

Copyright © Hans-Werner Brun, 2005

MEIN LAND AM FLUSS

Ich weiß doch, es gibt gute Plätze
Und hab davon schon viel gesehn.
Entdeckte auch verborgne Schätze
Und manche fand ich wirklich schön.

Doch in all den guten Jahren,
Seit ich auf fremder Erde bin,
Zog es mich doch immer wieder,
Zu meiner alten Heimat hin.

Den Weg zum Fluss, auch blind ich fände,
Kann kaum erwarten ihn zu sehn.
Nehm Wasser, Steine in die Hände,
Am Ufer kann ich lange stehn.

Ich lös die Schuhe von den Füßen
Und laufe leicht auf weichem Sand.
Die Wellen um die Beine fließen,
Hier bin als Kind ich oft gerannt.

Hin zu den Bäumen, alt an Jahren,
Die Eiche dort, hab ich erkannt.
Hat viel erlebt und viel erfahren,
Berühr und grüß sie mit der Hand.

Höre die Schiffe, wie sie brummen,
Entschwinden bald aus meinem Blick.
Motorgeräusche nun verstummen,
Ein Wellenglitzern bleibt zurück.

Ich eil nach Haus, die Liebsten warten,
Kann in der Ferne Berge sehn.
Und sitze lange noch im Garten,
Mein Land am Fluss, hier ist es schön.

In all den guten Jahren,
Seit ich auf fremder Erde bin,
Zog es mich doch immer wieder,
Zu meiner alten Heimat

Copyright © Hans-Werner Brun, 1998

KINDERLIED für LIYAN

Eijei, jei, wau, wau, wau, eijeijei, wau, wau wau,
Eijei, jei, wau, wau wau, eijeijei, ia.

Die Katze macht miau, miau,
Der Hund, der macht wau wau wau wau,
Der Esel macht ia, ia,
Die Kuh macht muh muh muh.

Die Biene macht summ, summ, summ, summ,
Der Bär, der macht brum, brumm, brumm,
Das Schweinchen macht grunz, grunz, grunz, grunz,
Der Frosch, macht quak, quak, quak.

Eijei, jei, wau, wau, wau, eijeijei, wau, wau wau,
Eijei, jei, wau, wau wau, eijeijei, ia.

Das Kängeruh macht hopp, hopp, hopp,
Das Pferdchen macht galopp, galopp,
Der Vogel macht zipp, zipp, zipp, zipp,
Der Uhu macht uhu, uhu.

Der Kuckuck macht kuckuk, kuckuk,
Die Henne macht gluck, gluck, gluck, gluck,
Die Ziege macht mäh, mäh, mäh, mäh,
Der Hahn kikeriki.

Eijei, jei, wau, wau, wau, eijeijei, wau, wau wau,
Eijei, jei, wau, wau wau, eijeijei, ia.

Copyright © Hans-Werner Brun, 2021

KLEINER SCHRITT, GROSSER SCHRITT

Kleiner Schritt, großer Schritt,
Langsam komm ich besser mit.
Leichter geht es Schritt für Schritt,
Ja, da kommen viele mit.

Kleines Kind im Wagen saß,
Auf eignen Beinen machts mehr Spaß.
Jauchzend kommt es angerannt
Mit der Mama an der Hand.

Jo liebt Eva ganz und gar,
Denkt an Heirat, Kinderschar.
Doch er hat sie kaum gekannt,
Verschreckt ist sie ihm weggerannt.

Reisepläne, ich muss spar‘n,
Möcht‘ so gern in Urlaub fahr‘n.
Jeden Monat, Stück für Stück,
Spar‘ ichfür mein Reiseglück.

Fritz hat Stress, das muss nicht sein,
Sein Herz sagt Halt, tritt ihn ans Bein.
Hat sich nichts daraus gemacht,
Ist im Krankenhaus erwacht.

Stolperst und kommst aus dem Tritt,
Liegst am Boden, kommst nicht mit.
Langsam wirst du wieder fit,
Gehst ab heute Schritt für Schritt.

Du wirst älter und kannst sehn,
Die Zeit verinnt, kein Stille stehn.
Das Leben nimmt dich weiter mit,
Immer weiter Schritt für Schritt.

Kleiner Schritt, grosser Schritt,
Langsam kommen alle mit.
Leichter geht es Schritt für Schritt,
Ja, da kommen alle mit.

Copyright © Hans-Werner Brun, 1998

DASS DU MIT MIR GEHST

Dein leises Lächeln, das mich immer noch berührt,
Der Gedanke, der mich wieder zu dir führt.
Deine Umarmung, du streichelst mein Gesicht,
Bist du bei mir, strahlt hell um mich dein Licht.

Deine Hand, die in meiner Hand nun liegt,
Dein warmer Körper, der sich eng an mich schmiegt.
Deine Liebe zeigt mir ein neues Land,
Das Herz ist stärker noch als der Verstand.

Du machst mir Mut auf diesem Weg durch Eis und Schnee,
Wenn ich auch immer wieder hohe Berge seh.
In deinen off‘nen Armen komme ich zur Ruh,
Mein großes Glück im Leben bist noch immer du.

Du bleibst bei dir, hältst mir den Spiegel vor,
Die Wahrheit geht nicht immer einfach mir ins Ohr.
Wir sind wie Bäume, biegen sich im starken Wind,
Bäume , die in der Erde tief verwurzelt sind.

Ich danke dir für die Geduld und Zuversicht,
Für deine Freundschaft, deine Wärme, für dein Licht.
Dass du mit beiden Beinen auf dem Boden stehst,
Für dein Vertrauen, dass du mit mir gehst.

Copyright © Hans-Werner Brun, 1998

DIE HOSE SIN ENG

Vorm Spiiel hab isch misch oigejend betracht,
De Bauch oigezoche, misch diinner gemacht.
So sah des aus moo, noch vore paar Johr,
Jetzt hängt an der Stell do, en Schwimmring devor.

Die Gerdelschnall ins letschde Loch noi gemacht,
En neije Essplan, doch nix hoot des gebracht.
De Preis fers süße Lewwe, bider hoot sisch des geräscht,
Ob isch noch Gliik hab, beim scheenere Geschlescht?

So gehts net weider, es muss ebbes gescheje,
Isch musss trainiere, isch halde jetzt degeje.
Isch mach am beschde e radikale Abnehmkur,
Ess Obst, Gemiis un Saft tringe isch nur.

Tschog dorsch die Gejend vun sechs so bis um acht,
Doch hoot des Laafe misch kaum dinner gemacht.
Aach wenn isch viel spring un noch soviel renn,
Die Hose driicke, die Hose sin eng.

Moijens nach der Toilett, noch vorm erschde Esse,
Is die Chance am gröschde, isch du glei nachmesse.
Dass isch die Hose ohne Müje grii geschlosse,
Denn nach e paar Bisse, kaan isch des grad loose.

Moi Hose, die misse jetzt alle zum Schneider,
Der setzt e Stiick oi, macht de Bund owwe weider.
Jetzt basst des widder, moin Bauch fiihlt sisch frei
Un dehnt sisch aus, isch bin in de rei.

Langsam bin isch mit meim Schwimmring per Du,
Nehm‘s wie es is, du mon Teil aach dezu.
Vun allem e bissje, isch bin kaan Athlet,
Genieß moi Lewwe, so gut wie‘s ewwe geht.

Vorm Spiiel hab isch misch mo widder betracht,
De Bauch rausgestreckt, Spaß hoot de gemacht.
Im Aazug späder. e Gefiihl, des isch kenn,
Die Hose driicke, die Hose sin eng.

Copyright © Hans-Werner Brun 1998

ZWEI GRILLEN

Allein im Wald war ich auf Suche
Und fand ein‘ Platz ganz nah am Fluss.
Ich suchte Antwort auf die Frage,
Wohin mein Weg jetzt gehen muss.

Ich ließ mich auf die Steine nieder,
Breitete meinen Sachern aus.
Und Wellen tanzten auf und nieder,
Die Bäume waren nun mein Haus.

Ich bat um Antwort und um Führung,
Ich rief die große Himmelsmacht.
Ich rief die Bäume, Tiere, Pflanzen,
Ich bat um Schutz und ihre Kraft.

Dann schaute ich auf meine Decke,
Sah zwei Tierchen auf dem Rand.
Sie saßen dort hintereinander,
Noch hab‘ die Botschaft nicht erkannt.

Ich nahm sie beide in die Hände,
Setzte sie sanft auf Erde ab.
Bevor ich mich zum Rückzug wendete,
Erstaunte mich, was sich da tat.

Vor meinen Augen war das Wunder,
Das Alte starb, Neues erwacht‘.
Aus alter Hülle kroch ganz langsam
Eine neue Grille, sacht.

Ich half und brachte sie zur Erde,
Die Geburt war nun vollbracht.
Und kurz danach hat sich die Zweite
Ins neue Leben aufgemacht.

Zurück blieb mir die alte Hülle,
Ich nahm sie auf, dankte dafür.
Sah nun die Botschaft vor mir liegen,
So weise war das kleine Tier.

Ein Häuten und ein Neugebären,
Veränderung auf meinem Weg.
So bleib‘ ich offen und bescheiden,
Wohin mich auch der Wind noch dreht.

Copyright ©Hans-Werner Brun, 1998

ZWISCHENDRIN

Zwischendrin auf Wackelstühlen,
Sitzte ich alleine hier.

Zwischendrin, unruhiges Fühlen,
Das Alte immer noch bei mir.

Bin eine Schlange, die sich häutet,
Häng mein Kleid dort in den Baum.
Die neue Haut war schon zu sehen
Letztes Jahr in einem Traum.

Ungeduldig wart‘ ich lange,
Dass das Neue mir gelingt.
Muss mich immer wieder lieben,
Stell mich in den Morgenwind.

Ich kämpfe nicht mehr gegen alles,
Gott, die Menschen, die Natur.
Im Einklang mit den Wellen fließen,
Bin nicht mehr so herrlich stur.

Zwischendrin im Fluss des Lebens,
Volles Segel, Wasser, Wind.
Zur Winterruh‘ will ich mich legen,
Im Frühling neugebornes Kind.

Heißer Sommer, muss mich kühlen,
Sonnnenglut macht mich halb blind.
Reifer Herbst, ein gutes Fühlen,
Altes geht, Neues beginnt.

Zwischendrin im Fluss des Lebens,
Wasser schleift den harten Stein.
Feuer brennt, nichts war vergebens,
Zwischendrin fahr‘ ich die Ernte ein.

Copyright ©Hans-Werner Brun, 1998

DRACHENTÖTER

Gemälde: Lothar Reinhardt

Ich ritt zu Pferde, kam vom Rhein aus Xanten,
Ein Königssohn aus Niederlanden.
Ich war jung und stand voll im Saft,
Nahm mir, was ich wollte, strotzte voller Kraft.
Stand jemand im Weg, suchte mit mir Streit,
Ich war für jeden Kampf bereit.
Gegen mich kam keiner an,
Ich war ein Hühne, ein Bär von einem Mann.

Mit Schwert und Schild zog‘s mich hinaus,
Ein Draufgänger, dieser Ruf eilte mir voraus.
Nach Burgund, zu Worms wollt‘ ich reisen.
Dem Königshof meine Tugenden anpreisen,
Damit ich die Königsschwester zur Frau gewann,
Ich hielt mich unwiderstehlich, ein unschlagbarer Mann.

Auf meinem Weg lagen viele Heldentaten,
Nur einige davon will ich euch verraten.
So eroberte ich ein Zauberschwert,
Ein‘ Schatz aus Gold von unsagbarem Wert.
Die Tarnkappe vom Zwerg Alberich
Und gegen ein Drachenmonster kämpfte ich.

Ohne Angst und Furcht stellte ich das Ungeheuer,
Aus seinem mächtigen Maul spie es Feuer.
Fauchend schlug es um sich, brüllte und schrie,
Ich wütete mit unbändiger Energie.
Auf Leben und Tod ging es 3 tagelang,
Bis der Drache durch meinen Schwertstoß niedersank.

Ich legte alles ab, badete im Drachenblut,
Schlagartig war ich gestärkt, mir ging es gut.
Das Blut verschloss und heilte meine Wunden,
Ein‘ unverwundbarer Hornhautschutz hatt‘ ich gefunden.
Ich spürte seitdem in mir eine dunkle Kraft,
Sie floß in meinen Adern, ich fühlte grenzenlose Macht.

Ich kam an den Hof, bot meine Hilfe an,
Warb um Krimhild, als ihr zukünftiger Mann.
Zog für das Reich in einen blutigen Krieg,
Schenkte den Königsbrüdern einen glorreichen Sieg.
Mit einer List, half ich den König Brunhild zu bezwingen,
So konnte er sie als sein Weib gewinnen.

Was ich nicht bedacht hab‘, im Rückblick seh ich das genau,
Ich war zwar sehr stark, aber leider nicht sehr schlau.
Ich wurd‘ dem König zu gefährlich, geriet in Intrigen,
Wer kennt die Frauen schon, wenn Neid und Eifersucht siegen.
Hagen, der Königstreue, entlockte mit heimtückischer List
Von Krimhild die Stelle meines Körpers, wo er verwundbar ist.

An einer Quelle im Wald kam ich in ein‘ Hinterhalt,
Hagen durchbohrte mich von hinten mit seiner Lanze kalt.
Ich schaute ihn an mit staunenden Augen,
Meine Kräfte schwanden, ich konnt‘ es nicht glauben.
Über meine Lippen stieß ich noch einen Fluch heraus,
Ich starb röchelnd und hauchte mein Leben aus.

Sie haben meinen Leichnam zum Königshof getragen,
Krimhild erzählt das Räuber die Mörder waren.
Die wusste genau, das war gelogen,
Mit ihrer Rache hat sie alle mit Zerstörung überzogen.
So zeigt die Geschichte was Neid und Macht,
Was Eifersucht und Gier erschafft.
Die Tragödien gehen weiter, auf‘s Neue entfacht – bis heute –
Mit zerstörerischer Kraft.

Copyright ©Hans-Werner Brun, 2019

JEDES JAHR

Heute Morgen zwitschern Vögel in mein Ohr,
Und im Bad komme ich beschwingt mir vor.
Die Sonne strahlt, es liegt was in der Luft,
Da ist er wieder dieser tolle Frühlingsduft.

Die Blumen strecken neugierig die Köpfe aus,
Die roten Tulpen blühen vor dem Haus.
Ne dicke Hummel setzt sich auf den Frühstückstisch,
Sie summt und brummt ihr Lied heut‘ nur für mich.

Die Osterglocken wiegen sich im sanften Wind,
Auch Hyazinthen blau und weiß am blühen sind.
Die Blätter an den Bäumen wollen nicht mehr warten,
Forsythiensträucher leuchten gelb im Garten.

Auch in mir erwacht nun wieder neues Leben,
Nach langen Nächten will ich mich erheben.
Wie ein junger Hirsch spring ich durch Wald und Flur,
Mit ganzer Macht erwacht in mir auch die Natur.

Und ich lauf mit jungen Hunden um die Wette,
Kauf mir ein Eis beim Italiener um die Ecke.
Frau’n mit Kindern, dicken Bäuchen sitzen da,
Nicht nur der Osterhas‘ bringt Eier jedes Jahr.

In meinen Lenden juckt es, das wird mir jetzt klar.
Nicht nur der Osterhas‘ bringt Eier jedes Jahr.

Copyright © Hans-Werner Brun, 2003

Summ, summ, summ

Zeichnung: Edwin Granacher

Summ, summ, summ, Schnakchen summ herum,
Kommt im Tiefflug angeflogen,
Wie wir da vor Freude toben,
Summ, summ, summ, Schnakchen summ herum.

Sticht mal hier und sticht mal dort,
Saugt mein Blut und trägt es fort,
Summ, summ, summ, Schnakchen summ herum.

Sticht in Arme, Kopf und Beine,
Das gibt Beulen, groß und kleine,
Summ, summ, summ, Schnakchen summ herum.

Summ, summ, summ, Schnakchen sei nicht dumm.
Ich warne Dich, das geht nicht gut,
Langsam kocht sie hoch, die Wut,
Summ, summ, summ, Schnakchen sei nicht dumm.

Über Tisch und Bett und Stühle,
Folg ich Dir mit Haßgefühle,
Summ, summ, summ, Schnakchen summ herum.

Ich hau um mich rum, wie wild,
3 Schnaken hab ich schon gekillt.
Summ, summ, summ, Schnakchen summ herum.

Mit der schnellen Fliegenklatsche,
Hau ich Euch zu Brei zu Matsche,
Summ, summ, summ Schnakchen summ herum.

Die ganze Nacht treibe ich Sport,
Schnaken jagen im Akkord,
Summ, summ, summ, Schnakchen summ herum.

Ich habs satt, seh nur noch rot,
Spray Autan, der Schnakentot,
Summ, summ, summ, Schnakchen ist jetzt stumm.

Summ, summ, summ, eine fliegt noch `rum.
Resistent, ich geh jetzt raus,
Doch 1000 Schnaken vor dem Haus,
Summ, summ, summ, Schnakchenlied ist um.

Copyright© Hans-Werner Brun, 2003

EIN GANZES LEBEN

Tief verwurzelt, ausgewaschen
Von des Wassers starker Kraft,

Füße knorrig, moosbewachsen,
Steht
er da in voller Pracht.

Steht am Ufer, Wind und Wellen
Singen ihm ihr altes Lied.

Streckt die Arme in den Himmel,
Mancher Sturm vorrüber zieht.

Hört der Vögel frohe Stimmen,
Viele hat er kommen sehn.
Wie sie in die Luft sich schwingen,
Mit dem Wind auf Reisen gehn.

Frühling lässt die Knospen sprießen,
Voll im Saft, er ist bereit,
Um die Sonne zu begrüßen,
Bald trägt er ein grünes Kleid.

Verwurzelt tief, ein ganzes Leben,
Durch ihn fließt die große Kraft.
Sonne, Erde, Wind und Regen,
Tag für Tag und Nacht für Nacht.

Copyright© Hans-Werner Brun, 2001

DUSCHKABINENKAPITÄN

In meiner Duschkabine bin ich Kapitän,
Egal, wenn’s draußen stürmt und schneit,
Egal, wenn Winde weh’n.
Mit der Brause in der Hand
Werd‘ ich singend untergehn,
In meiner Duschkabine bin ich Kapitän.

Unter dem Duschstrahl hin und her,
Es schäumt und rauscht wie’s offne Meer,
Wie ein Feld türmt sich auf die Kachelwand.
Die Seife durch die Hand mir flutscht,
Beinah wär ich ausgerutscht,
Doch ich fange mich, ich sehe wieder Land.

Ich kauf im Supermarkt Garnelen,
Tiefgefror’ne werd‘ ich wählen,
Die setz ich dann in meiner Duschkabine aus.
Klingelt auch das Telefon,
Ich bin im Bad, ich dusche schon.
Aus meiner Duschkabine kriegt mich keiner raus.

Alles im Griff auf dem Schiff,
Die Entenmama schwimmt im Kreis,
Die kleinen Entchen schwimmen hinterher.
Auch der Weihnachtskarpfen macht sich breit,
Springt in die Luft, fühlt sich befreit,
In der Duschkabine ist es niemals leer.

Auf einmal hat’s gegluckst, gelacht,
Ich hab die Augen aufgemacht,
Aus dem Wasser stieg ’ne Nixe zu mir auf.
Sie hat mich ohne Scham berührt,
Sie hat mich kaltblütig verführt,
Die Überschwemmung überall nahm ich in kauf.

Das Wasser zischte, Vibrationen,
Sie erteilte mir Lektionen,
Wasserdampf beschlug die Duschkabinentür.
Zwischendrin hab‘ ich gedacht,
Die Duschkabine hat’s gebracht,
Ich erlebe meine schönsten Stunden hier.

Die Haare werden shampooniert,
Die Körper zärtlich einmassiert,
Spülung, Lotion und Massageschwamm.
Ich fühle mich wie neugebor’n,
Der Nixe hab ich Lieb‘ geschwor’n,
Sie ist die Duschjungfrau und ich ihr Wassermann.

Und beiß ich irgendwann ins Gras,
Denkt an mich, der in der Duschkabine saß.
Ich hatte Lebenslust, ich hatte Spaß,
Der Mann, der in der Duschkabine saß!

Copyright © Hans-Werner Brun, 2002

MIT HAUT UND HAAR

Du schleichst dich durch mein Leben,
Ich hab‘ dich ausgesucht.
Wollt‘ meine Arme um dich legen,
Hab‘ dich manchmal verflucht.
Und doch ist schön das Leben
Mit dir, ich hab dich gern,
Ich will dir soviel geben,
mit dir noch viel erleben,
Dein miauen hör’n.


Du springst mir an die Beine,
Spielst mit mir Katz und Maus.
Weite Sprünge mach‘ ich keine,
Du jagst mich durch das Haus.
Ich krieche auf dem Boden
Und kriege einen Schreck,
Du schlägst mich mit den Pfoten,
Scharfe Krallen sind verboten,
Jetzt läufst du einfach weg.


Will dich ein bisschen necken,
Wo hast du dich versteckt?
Such‘ dich in allen Ecken,
Jetzt hab‘ ich dich entdeckt.
Ein‘ Schwanz kann ich da sehen,
Bewegt sich hin und her.
Lass mich nicht lange stehen,
Auf Knien betteln, flehen,
Komm raus, ich will nicht mehr.


Du streichst mir um die Beine,
Du schnurrst mir was ins Ohr.
Du bist doch meine Kleine,
Kommt dir das tierisch vor?
Wetzt du dir auch die Krallen,
Ich find‘ dich wunderbar.
Die Schönste bist von Allen,
Bin dir total verfallen,
Lieb‘ dich mit Haut und Haar.

Copyright © Hans-Werner Brun, 1998

CAPPUCCINO

Nach de Aldiwardeschlange
Brauch isch Erholung, brauch moi Ruh.
Nach Kaffee, spür isch Verlange
Un streb zur Pizza-Bude zu.

Jetzt en guude Cappuccino,
Italienisch uffgeschäumt.
Drauße in de Sunn e Plätzje,
Des isses doch, wovun mer träumt.

Um misch rum schwirrn Pizzadüfte,
Isch bestell, dann setz isch misch.
Aach wie lau sin doch die Lüfde,
De Zucker steht schun uff em Tisch.

Cappuccino, Cappuccino,
Des Gesöff schmeckt supergut.
Cappuccino, Cappuccino,
Leeft mer dorsch moi dorschdisch Schnud.

E aldi Fraa sitzt vorn im Audo,
Hinnedrin en Schäferhund.
Sie wart hungrisch uff ihr Tochter,
Ihr Zung kreist ständisch um de Mund.

Jetzt krie isch moin Cappuccino,
Ach, der riescht so gut wie nie.
Die Tochter kimmt mit Pizzaschachdel,
Trägt se zu de Oma hie.

Cappucino, Cappuccino,
Die Crema hängt an moiner Schnud.
Cappuccino, Cappuccino,
Des Gesöff schmeckt supergut.

Die Oma fängt jetzt aa zu kaue,
Schun des nägschde Stick sie nimmt.
Isch du net moine Aache traue,
Was do jetzt zum Mund rauskimmt.

Isch seh, wie ihr‘s Gebiss rausfällt,
Sie nimmt‘s leckt‘s mit de Zunge ab.
Schiebt‘s in de Mund zuriick, des hält,
Ja, Oma is ganz schee uff zack.

Isch trink aus moin Cappuccino,
Isch zahl, verlass die Pizza-Bud.
Schwing misch uff moi aldes Fahrrad,
De Cappuccino, der war gut.

Copyright © Hans-Werner Brun, 1999

FRITZ DIE SCHNECKE

Mein Freund, der Fritz, er war ein kleiner Mann,
Mit ’ner Glatze und ’nem Rundgesicht.
Unzufrieden mit sich selbst schaute er andre an,
Fühlte sich schlecht und wertlos, wenn er sich verglich.

Vor Wut und Selbstmitleid wollte er am liebsten schrein,
Lang saß er dann beim Bienenvolk, das er sehr liebt.
Er träumte oft davon, er würde ’ne Gazelle sein,
Die schnell und kraftvoll über eine Strecke fliegt.

Doch Fritz war langsam, vorsichtig, ein ruhiger Mann,
Das Gute, was er hatte, sah er leider nicht.
Er irrte ruhelos und einsam in der Welt umher,
Er suchte seinen Platz und fand ihn dennoch nicht.

Eines Nachts kam zu ihm eine Fee durchs Fenster rein
Und weiße Worte sprach sie, war umhüllt von Licht.
Als er erwachte viel von seinem Herz ein schwerer Stein,
Und dann erstrahlte voller Freude sein Gesicht.

Die Fee sprach: „Viele Menschen wollen anders sein,
Verlassen, leer, so wie ihr Platz fühlen sie sich.
Es gibt ein Loch im Universum und nur du allein
Kannst diesen Platz einnehmen, er ist nur für dich.

Du bist der Fritz, kannst wie ’ne gute Schnecke sein,
Die langsam vorwärts über diese Erde kriecht.
Und eine Schnecke weiß, sie wird nie ’ne Gazelle sein,
Der Schnelligkeit und weites Springen nun mal liegt.“

Ja, Fritz die Schnecke war ein kleiner Mann,
Mit ’ner Glatze und ’nem Rundgesicht.
Voller Freude schaute er sich jetzt die andren an,
Er hatte seinen Platz, was andres wollt er nicht.

Ja, Fritz die Schnecke war ein kluger Mann
Mit ’ner Glatze und ’nem Rundgesicht.
Voller Freude schaute er sich jetzt die andren an,
Er hatte seinen Platz, was andres wollt er nicht.

Copyright © Hans-Werner Brun, 1997

DIE FAHRT

Trübe ist der Frühlingsanfang
Und ‘mal wieder steht mein Sinn
Mit Gepäck und meiner Katze,
Will zur alten Heimat hin.

Mit dem ICE, dem Schnellen,
Fliegen Landschaften vorbei.
Draußen wird es immer dunkler,
Fühl mich drinnen warm und frei.

Ganze Städte lässt er liegen,
Leben auf für einen Augenblick.
Muss ‘mal schnell hin zur Toilette,
Schwankend komme ich zurück.

Fahrende, im Wurm, dem Schnellen,
Schlängelt sich auf festem Gleis.
Regen prasselt auf ihn nieder,
Weiter geht‘s auf dieser Reis‘.

Draußen bricht die Wolkendecke,
Sonnenlicht blendet mit Kraft.
Rollos ziehen vor die Scheiben,
Augen öffnen sich ganz sacht.

Rollt hinein tief in die Berge,
Prescht heraus in tiefe Nacht.
Kommt zum stehn am grauen Bahnsteig,
Wo die Lichterkette wacht.

Nur noch ein paar Menschentrauben
Drängen ‘raus und steigen auf.
Tragen Taschen, ziehen Koffer
– Nach sich ihren Lebenslauf.

Dieser Lauf, er endet lange,
Dann von Neuem er beginnt.
Heiter wird es, wenig Bange,
Wenn die Fahrt, die Richtung stimmt.

Strahlend ist der Sommeranfang
Und ‘mal wieder steht mein Sinn,
Mit all‘ dem, was ich jetzt habe,
Fahr‘ zu neuen Ufern hin.

Copyright © Hans-Werner Brun, 1997

SPÄTHERBST

Die Blätter nun gefallen sind,
Am Boden spielt mit Ihnen der Wind.
Die Nässe liegt auf Wiesen und Flur,

Zum Winterschlaf eilt nun Mutter Natur.

Die Bäume stehn stumm mit leerem Gesicht,
Die Äste sind krumm und zeigen zum Licht.
Die Vögel suchen Nahrung im Gras,
In der Pfütze ein Rabe, er schüttelt sich nass.

Die Menschen sind warm jetzt eingepackt,
Die letzten Blätter tänzeln herab.
Ein Fahrrad surrt durch Regen und Wind,
Es rascheln die Blätter, die überall sind.

Der Raureif vom Morgen, er kam über Nacht,
Ein Bote der Kälte hat ihn leise gebracht.
Es tropft von den Bäumen, feucht schimmert das Gras.
Auf Autos und Straßen spiegelt das Nass.

Der Atem zeigt sich, der Nebel zieht aus,
Er bleibt bis zum Morgen, dann geht er nach Haus.
Und hell macht die Sonne, vertreibt diese Nacht,
Durchbricht schwere Wolken mit all ihrer Kraft.

Copyright © Hans-Werner Brun, 1997

EIS UND SCHNEE Winterspaziergang am Rhein

Die Sonne zwischen kahlen Bäumen steht,
Eis und Schnee bedeckt liegt vor mir der Weg.

Die gute klare kalte Luft lädt mich ein
Zu einem Winterspaziergang am Rhein.
Ein tuckerndes Geräusch von Ferne ruft,
Am Horizont mein Blick nach Schiffen sucht.

Die roten Bänke am Wegrand sind verschneit,
Äste tragen abgestorbnes, braunes Kleid,
Raben auf den Bäumen krächzen mir zu.
Eis und Schnee knirscht unter meinem Schuh.
Glatt ist der Weg, ich passe höllisch auf,
Der Fluss im breiten Bett nimmt seinen Lauf.

Eine dunkle Wolke hängt über der Sonne schwer.
Ihre Kraft wärmt an diesem Tag nicht sehr.
Auf einmal ist sie da, verströmt ihr helles Licht.
Ihre Strahlen treffen auf mein Gesicht,
Verzaubern den Schnee mit ihrem Licht
Und ein Hauch von Glitzern sich auf den Wellen bricht.

Ein Schwanenpaar ruht in der Sandbankbucht,
Wo man im Sommer Badespaß und Vergnügen sucht.
Treibgut liegt am Strand, der Fluss schwemmt es an.
Ich schlendere am Ufer entlang,
Sand und Muscheln knirschen unter meinem Gang
Und Wellen rauschen, ein ewiger Gesang.

Ich lauf zurück, meine Hände sind kalt,
Es riecht nach neuem Schnee, der kommt sicher bald,
Ich stell mir vor, jetzt ‘ne heiße Tasse Tee.
Der Wind treibt mich an, ich sag zum Fluss Adieu,
Schneeflocken tanzen wild, ich eil nach Haus,
Zugeschneit seh ich schon wie ein Schneemann aus.

Copyright © Hans-Werner Brun, 2011

UNTER DEM ALTEN STEIN

Ich möchte hier begraben sein,
Nach altem Brauch reih‘ ich mich ein.
Wo meine Ahnen lang‘ schon ruhn,
Da sollt ihr meinen Leib hintun.

Am Fuß, unter dem alten Stein,
Hebt aus mein Grab, legt mich hinein.
Mit Erde schüttet mich dann zu,
Ich schlafe dann in ew’ger Ruh.

Ich weiß, ich werd nicht alleine sein,
Stehn so viel Namen auf dem Stein.
Hab‘ noch ein paar von euch gekannt,
Als Kind nahmt ihr mich an die Hand.

Komm‘ nun zu euch, die ihr hier liegt,
Hier unterm Baum, der Schatten gibt.
Ist euer Körper auch nicht mehr,
Weht euer Geist doch hier umher.

Ihr nehmt mich nochmal an die Hand
Und führt mich in das andre Land.
Dank meinem Körper für die Zeit,
Du warst mein Freund in Freud‘ und Leid.

Zur Erde kommst du nun zurück,
Damit erfüllt sich das Geschick.
Zerfällst zu Staub, wirst wieder Erde,
Aus dir ein guter Boden werde.

Nun schlaf den Schlaf der Ewigkeit,
Die Seele aber ist befreit.
Sie wandert weiter nun umher,
Ei’m Sandkorn gleich im Weltenmeer.

Wenn du am Abend gehst zur Ruh
Und schließt die Tür und Fenster zu,
Dann blick hinauf in klarer Nacht,
Mein Stern hat dir grad zugelacht.

Und eines Tages kommt die Zeit,
Dann schläfst auch du in Ewigkeit.
Wanderst zum Stern am Himmelszelt,
Und leuchtest auch auf diese Welt.

Copyright © Hans-Werner Brun, 1998